Als wir feststellten, dass unser Markt nur schwer zwischen ökologisch ‚sauberen‘ und anderen Produkten unterscheiden konnte, haben wir uns auf die Suche nach einer Produktnorm gemacht, anhand derer sich unsere Produkte mit ihrer besseren Ökobilanz leicht von anderen marktgängigen Produkten unterscheiden lassen.
Kurzbiografie
Deepthi Kurian arbeitet als Spezialistin für Nachhaltigkeit & Produktverantwortung bei AGC Glass Europe. Sie verfügt über mehr als 15 Jahren Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit, einschließlich chemischer Compliance von Produkten und Materialien in verschiedenen Branchen. Sie arbeitete für internationale Kunden in Indien und Europa, sowie auf Projektbaustellen in Japan und den USA und verfügt über einen Abschluss in Chemieingenieurwesen sowie einen Master in Polymertechnologie der Universität Cochin (CUSAT), Indien.
"AGCs Motto ist „saubere Fertigung nachhaltiger Produkte“. Das heißt, dass wir umweltfreundliche Produkte in einem umweltfreundlichen Verfahren herstellen. Gemäß unserem Grundprinzip möchten wir Produkte mit positiver Auswirkung auf die Umwelt über deren gesamte Lebensdauer hinweg entwickeln.
Als wir feststellten, dass unser Markt nur schwer zwischen ökologisch „sauberen“ und anderen Produkten unterscheiden konnte, haben wir uns auf die Suche nach einer Produktnorm gemacht, anhand derer sich unsere Produkte mit ihrer besseren Ökobilanz leicht von anderen marktgängigen Produkten unterscheiden lassen. Cradle to Cradle CertifiedTM bot hier eine eindeutige Lösung. Die Norm berücksichtigt auch die Bauwirtschaft (beim EU Ecolabel gehört Glas hingegen nicht dazu), und kein anderes Label deckt so viele Aspekte der Nachhaltigkeit ab: Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, Energie- und Wasserverbrauch und soziale Verantwortung. Auch dass Cradle to Cradle CertifiedTM ein globales Zertifizierungssystem ist, war für uns gegenüber eher regionalen Normen überzeugend.
Als erster europäischer Glashersteller haben wir Cradle to Cradle CertifiedTM umgesetzt. Weil der Markt so positiv darauf reagiert hat, sind heute bereits mehr als 75 Prozent unseres Angebots nach Cradle to Cradle CertifiedTM zertifiziert."
"Auf der Lieferantenseite haben wir eng mit den Anbietern daran gearbeitet, ihre Produkte so zu optimieren, dass sie unsere Anforderungen an die Umweltverträglichkeit erfüllen. Unsere Erfolge bei der Cradle to Cradle-Zertifizierung erhöhen unseren Einfluss, wenn wir die Lieferanten zu Verbesserungen auffordern, durch die wir bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen wiederum höher bewertet werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zertifizierung unserer Isolierverglasung. Wir haben 20 unterschiedliche Anbieter eingebunden, um die Kriterien im Bereich Materialzusammensetzung zu erfüllen. Das war eine echte Herausforderung, baut aber Vertrauen bei den Kunden auf.
Architekten suchen zunehmend nach Produkten, die die Nachhaltigkeit ihrer Bauvorhaben garantieren. Sind Produkte nach Cradle to Cradle CertifiedTM zertifiziert, können sie diese Garantie von vornherein abgeben und bei Zertifikaten für ökologisches Bauen wie LEED noch mehr punkten."
"Die zunehmende Anzahl an Produkten mit der Auszeichnung „Cradle to Cradle CertifiedTM“ bietet auch intern einige Vorteile für uns: So ist bei der Datenerfassung zum Beispiel die Kooperation mit den internen Interessengruppen deutlich flexibler und intensiver geworden. Darüber hinaus werden sich unsere Werke und sonstigen Akteure der Bedeutung von Cradle to Cradle CertifiedTM bewusster und auch der Tatsache, dass die Zertifizierung uns hilft, weitere Produkte mit positiven Umweltauswirkungen zu entwickeln und herzustellen. Tatsächlich berücksichtigt schon unsere Forschung und Entwicklung (F&E) die Anforderungen von Cradle to Cradle und gewährleistet damit, dass die Abteilungen F&E, Vertrieb & Marketing und Nachhaltigkeit bei der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Cradle to Cradle CertifiedTM-Produkten Hand in Hand arbeiten."
Die Verwendung des Cradle to Cradle-Standards zur Zertifizierung unserer Produkte schafft einen Rahmen für die stetige Optimierung unserer Produkte im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit.
"Besonders deutlich wird das beim Übergang von der Version 1 und 2 auf die Version 3 der Zertifizierung nach Cradle to Cradle CertifiedTM. Die Veränderungen bei der dritten Version waren gegenüber den ersten beiden enorm. Eine erneute Zertifizierung gemäß Version 3 von Cradle to Cradle CertifiedTM war für unsere Teams eine echte Herausforderung. Diese haben wir jedoch angenommen und dann festgestellt, dass uns die Arbeit mit Version 3 zu wesentlichen Optimierungen gebracht hat, die schließlich zu messbar besseren Ergebnissen und höheren Bewertungen geführt hat. So hat unser Verbundglas gemäß Version 3 zunächst ein Bronze-Zertifikat erhalten, wurde aber wegen der aufgrund der Zusammenarbeit mit den Lieferanten verbesserten Materialgesundheit des Endprodukts mit einem Silberzertifikat ausgezeichnet. Bei der Entwicklung unserer neuen Spiegel haben wir darum von Anfang an jene Bereiche bearbeitet, die uns zuvor eine bessere Bewertung verwehrten. Die Belohnung war ein Silberzertifikat für Mirox 4Green.
Cradle to Cradle hat uns entscheidend dabei geholfen, die Umweltleistung unseres Unternehmens und unserer Produkte zu optimieren: Wir möchten bei der Entwicklung neuer Produkte mit einer besseren Umweltleistung während ihres ganzen Produktlebens eine Vorreiterstellung einnehmen. Die Verbesserung unserer Produkte und Abläufe ist Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie: 50 Prozent unseres F&E-Budgets fließen in die Entwicklung nachhaltiger Lösungen.
Seit 1998 haben wir die Menge der zu deponierenden Produktionsabfälle flächenbereinigt um 95 Prozent senken können. 2019 lag der Anteil unserer Deponieabfälle bei 1,7 Prozent, was bedeutet, dass 98,3 Prozent der früheren Abfallmengen wiederverwendet wurde. Durch unsere energiesparenden Produkte werden pro Tonne des von AGC Glass Europe emittierten CO2 nahezu 11 Tonnen CO2 vermieden. Außerdem haben wir unseren Wasserverbrauch zwischen 1998 und 2019 ebenfalls flächenbereinigt um 73% verringert.
"Eine der größten Herausforderungen mit Blick auf die Zukunft ist, dass wir uns als energieintensive Industrie leider nicht nur auf erneuerbare Energiequellen verlassen können, um unsere Öfen zu beheizen – selbst wenn wir unsere industriellen Aktivitäten so weit wie möglich einschränken. Das ist die Realität, der wir uns stellen müssen. Die Entwicklung der Version 4 des Cradle to Cradle-Standards beleuchtet genau diese Herausforderung – und darauf, dass Industrien wie die unsere möglicherweise weitere Optionen zur Erfüllung der Dekarbonisierungsanforderungen benötigen – zum Beispiel, indem die Menge an CO2 berücksichtigt wird, die durch die Verwendung unserer Produkte eingespart wird. Vor diesem Hintergrund beteiligen wir uns aktiv an der Erreichung der EU-weiten Dekarbonisierungsziele und auch am Emissionshandel der Europäischen Union."