Bei jedem Brandversuch bin ich ein bisschen stolz auf die beeindruckende Leistung unseres Brandschutzglases Pyrobel.
Kurzbiografie
Camélia Matean ist seit 2002 bei AGC. Zunächst arbeitete sie als Entwicklungsingenieurin im Geschäftsbereich Brandschutzglas (FRG). 2009 übernahm sie die Leitung der Abteilung Pyrobel Development & Applications und war dort für die Produktentwicklung und Zertifizierung verantwortlich. Seit 2019 ist sie Produktmanagerin für das Brandschutzglas AGC Pyrobel. Zur Gewährleistung des allgemeinen Brandschutzes erarbeitet sie mit ihrem Team neue Brandversuche und Zertifizierungen. Camélia hat einen Masterabschluss im Bauingenieurwesen der Fachrichtung Polymerchemie.
Im Juni 2017 hat der Verband Fire Safe Europe einen Vergleich der europäischen Bauvorschriften und Brandschutzanforderungen angestellt. Dabei ergaben sich erstaunliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten. Der tragische Brand im Londoner Grenfell Tower im Juni 2017 markiert einen Wendepunkt beim Brandschutz.
In den letzten fünf Jahren habe mehrere EU-Mitgliedsstaaten ihre Vorschriften überarbeitet, um den Brandschutz in Gebäuden zu verbessern.
Der Feuerwiderstand ist definiert als die Zeitdauer (in Minuten), über die das Glaselement ein oder mehr Kriterien erfüllt (E, EW, EI). EI30 bedeutet zum Beispiel, dass das Glaselement im Brandfall mindestens 30 Minuten lang seine Widerstandskraft und Isolierung (Klasse EI) beibehält.
AGC stellt schon seit über 40 Jahren Brandschutzglas her. Im Laufe der Jahre wurde das Angebot immer stärker ausgebaut und weiterentwickelt. Heute ist es so ziemlich vollständig und erfüllt sowohl die Sicherheitsanforderungen des Marktes als auch die Wünsche der Architekten.
Wir sind der einzige Glashersteller, der mit Pyrobel und dem gehärteten Pyrobel-T zwei unterschiedliche feuerbeständige Verbundgläser anbietet. Damit können wir den Einsatz in allen Anwendungsbereichen und die Konformität mit allen Brandschutzklassen abdecken.
Ein neuer Sicherheitstrend verbindet Brandschutz mit den Funktionen Einbruchschutz und Kugelfestigkeit. Auch für diese Anforderungen haben wir Glasprodukte entwickelt.
Zur Beurteilung der Konformität von Brandschutzglas verwenden wir standardisierte Prüfverfahren. Dabei stellt das Glas nur eine Komponente des geprüften Elements dar. Es wird in einen speziellen Rahmen eingesetzt und mit diesem zusammen einem Brandversuch unterzogen.
Feuerwiderstandsprüfungen werden von akkreditierten Laboren durchgeführt. Dort werden die Glas-elemente in großen Öfen der Simulation eines echten Brandes ausgesetzt. Die Ofentemperaturen können bis zu 1000 °C betragen.
- Das Kriterium „Raumabschluss“ (Widerstandskraft) wird mit Instrumenten für Schutzklasse E bewertet.
- Im Falle von Klasse EW muss die Strahlung unter 15 kW/m2 liegen; die Messung erfolgt in einem Meter Entfernung von der nicht exponierten Fläche.
- Im Falle von Klasse EI muss die mittlere Temperatur unter 140 °C liegen; die Messung erfolgt durch Thermoelemente auf der nicht exponierten Fläche.
Bei AGC betreiben wir drei eigene Öfen für Scheiben bis zu einer Größe von 3 x 4 m. Diese Öfen nutzen wir zur regelmäßigen Überprüfung der laufenden Produktion, Entwicklung neuer Produkte und Vorbereitung auf behördliche Prüfungen. Mit unseren verschiedenen Öfen unterstützen wir außerdem Rahmenhersteller bei der Entwicklung ihrer Produkte und Bewertung ihrer feuerbeständigen Glaselementsysteme (Trennwände, Fenster, Türen) durch Brandschutzvorversuche gemäß EN 1363-1.
Da Sicherheit für uns an erster Stelle steht, sind unsere eigenen Prüfungen und Prüfanforderungen strenger als die offiziellen internationalen Anforderungen. Vor einiger Zeit haben wir unter Aufsicht der französischen Zertifizierungsstelle Efectis France einen Brandversuch an einer 29 Jahre alten Pyrobel-Verglasung aus einem abgerissenen Haus durchgeführt. Ihre Brandschutzleistung war perfekt – mit noch reichlich Spielraum.
Wir führen jährlich über 100 behördliche und eigene Brandversuche durch.
Unsere gesamte Produktpalette wird gemäß EN 12600 auf die Vermeidung von Verletzungen und die Absturzsicherung geprüft. Die Norm gibt zur Überprüfung der mechanischen Leistung einen Pendelschlagversuch vor. Ziel ist die Erhöhung der persönlichen Sicherheit durch:
✔ die Verringerung von Schnitt- und Stichverletzungen,
✔ die Rückhaltefähigkeit des Materials
Das beschussfeste Pyrobel wurde gemäß EN 1063 geprüft. Die 50 x 50 cm große Glasprobe wird fest in einem Rahmen montiert. Anschließend werden aus 5 bis 10 Metern Entfernung drei Projektile in einem exakt vorgegebenen Winkel auf das Glas abgefeuert. Die Einschläge bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit 12 cm Seitenlänge. Die Prüfung gilt als bestanden, wenn keine der Kugeln das Glas durchschlagen kann. Die Klassifizierung reicht je nach Waffen- und Munitionstyp von der niedrigsten Klasse BR1 (Faustfeuerwaffe) bis zu höchsten Klasse BR6 (Sturmgewehr).
Bei gehärtetem Glas treten oft Spontanbrüche auf, die durch Nickelsulfideinschlüsse (NiS) verursacht werden. Um die Bruchneigung der Scheiben auszuschließen, werden alle Scheiben aus Pyrobel-T (unserem gehärteten Verbundglas) einem Heat-Soak-Test (HST) unterzogen.
Der Schutz der Umwelt hat bei uns Priorität. Bei AGC sind wir beständig auf der Suche nach Möglichkeiten, unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Das deutsche Institut ift Rosenheim hat die für Pyrobel erstellten EPDs geprüft und freigegeben.
Unsere Produkte sind auf Nachhaltigkeit und Gesundheit ausgelegt. Sie enthalten keinerlei toxische Komponenten und setzen im Brandfall keine giftigen Gase frei. Wir beachten:
- die REACH-Verordnung
- die RoHS-Richtlinie
- das Silberzertifikat Materialgesundheit
Als einziges Brandschutzglas am Markt wurde Pyrobel mit dem Zertifikat Cradle to CradleTM Silver ausgezeichnet. In den Kategorien Kreislauffähigkeit, erneuerbare Energie, Wasserverbrauch und soziale Verantwortung erreichte es Gold-, in der Kategorie Rohstoffe Silberstatus.