Es war eine unglaubliche Erfahrung, Teil der Entwicklung einer virtuellen Lösung für den Prototypenbau zu sein, durch die Architekten ihre Projekt und ausgewählten Produkte betrachten oder eine ganz einzigartige Beschichtung für ein Gebäude entwickeln können. Die virtuellen Prototypen sind die Grundlage unseres Glass Visualisers als Teil des AGC Glass Configurators. Zusammen mit Coating on Demand vereinen sie alles, wofür wir stehen: Unseren Kunden exklusive und angepasste Lösungen zu bieten. Mich interessiert vor allem die technische und konstruktive Seite dieses Projekts, und ich bin ganz sicher, dass wir mit unseren Lösungen viele Herausforderungen unserer Kunden meistern werden.
Kurzbiografie
Thomas Biquet ist Leiter Digitalisierung im AGC Technovation Center. In mehr als 10 Jahren im F&E-Zentrum von AGC Glass Europe hat er Erfahrungen in der Entwicklung optischer Programme, dem virtuellen Prototypenbau und zugehörigen Services wie Coating on Demand sowie weiteren digitalen Diensten sammeln können. Thomas Biquet besitzt einen Abschluss in Elektromechanik der Universität Lüttich, Belgien.
Alles begann mit unserem Glass Configurator, einem Online-Tool, mit dem Architekten und Ingenieure die perfekte Verglasung für ihr Bauvorhaben konfigurieren können. Das Tool wird häufig verwendet und unterstützt die Anwender bei der Suche nach Verglasungslösungen, die den Leistungsanforderungen nach verschiedenen Kriterien möglichst optimal entsprechen. Wie bildet man die gewählte Verglasung eines bestimmten Aufbaus jedoch möglichst realitätsgetreu am Bildschirm ab? Das war die Frage, mit der sich ein interdisziplinäres Team am AGC Technovation Centre im belgischen Gosselies beschäftigte.
„Abgesehen von den Kosten wählen Architekten Glas aufgrund seiner erwarteten Funktionen (Wärme-/Schalldämmung, Sonnenschutz, Sicherheit usw.) und seines Aussehens (Reflexion, Tönung)“, erläutert Thomas Biquet. „Allerdings ist das Aussehen immer noch sehr schwer zu beurteilen. Unter realen Bedingungen installiert, kann eine Glasfassade in einem Hochhaus ganz anders wirken, als das, was er oder sie bei der Betrachtung von Handmustern angenommen hat.“ Dann kann man aber nicht mehr zurück und die Enttäuschung ist vorprogrammiert. „Anhand bestimmter Werte wie Lichtdurchlässigkeit, Wärmedämmung, Sonnenschutz usw. können Architekten den gewünschten Glastyp technisch heute sehr präzise festlegen“, führt Thomas Biquet weiter aus, „aber objektive Zahlenwerte reichen nicht aus, um die reale Optik zu bestimmen“, weshalb eine objektive Präsentation dieser Daten anhand realistischer virtueller Prototypen so wichtig ist.
Es brauchte drei Jahre, dieses Tool zu entwickeln. „Zunächst haben wir ein Rendersystem aus der audiovisuellen Darstellung benutzt, mussten aber feststellen, dass die Parameter zur Beschreibung der Glaseigenschaften nicht präzise genug waren“, so Thomas. „Dann versuchten wir es mit einem spezielleren Rendersystem, das besser für die Glasindustrie geeignet ist und uns die Festlegung aller technischen Merkmale unserer Produkte erlaubt.“
Dieses System wurde dann in den AGC Glass Configurator integriert und zeigt den Anwendern jetzt sofort, was sie ausgewählt haben und wie es im Vergleich zu anderen Konfigurationen aussieht. Dadurch erhalten Architekten alle Informationen zur technischen Leistung und eine Vorschau des realen Aussehens.
Realistisches Rendern ist von entscheidender Bedeutung, weil Architekten ihr Projekt damit zuverlässig visualisieren können. Es bildet die Basis von Coating on Demand, mit dem Architekten ihre ganz eigene Beschichtung auswählen und innerhalb nur eines Tages anhand eines realen Musters beurteilen können.
Das Programm eignet sich auch zur Problemdiagnose bei starker Reflexion des Sonnenlichts. „Eine konkave Ganzglasfassade kann Sonnenenergie an einem einzigen Punkt so stark bündeln, dass sie den Außenspiegel eines Autos zum Schmelzen bringt, wie in London geschehen“, erläutert Thomas Biquet. „Unsere Lösung kann Infrarotstrahlung extrem genau berechnen und derartige Probleme im Vorfeld erkennen.“